Bildung für Nachhaltige Entwicklung (BNE)
Was bedeutet BNE?
Bildung für nachhaltige Entwicklung (kurz BNE) umfasst die Vermittlung von Wissen, welches zu zukunftsfähigem und vernetztem Denken und Handeln befähigt. Es soll die Basis für die Aneignung von Verhaltensweisen und Lebensstilen liefern, welche für die Gestaltung einer lebenswerten Zukunft und einer verantwortungsvollen Gesellschaft erforderlich sind. Inhaltlich umfasst dies neben dem Verständnis globaler Zusammenhänge (z.B. das eigene Konsum- und Mobilitätsverhalten und deren Auswirkungen auf globale Konflikte) auch grundlegende Themen des Natur- und Umweltschutzes auf allen Maßstabsebenen.Vor allem regionale Naturschutzthemen können dabei bereits den Kleinsten im Kindergarten oder in der Grundschule auf einfache und erlebbare Weise vermittelt werden. So ist es begrüßenswert, dass das Thema BNE im Bildungswesen immer stärker vertreten ist und jüngst als eine von sechs Leitperspektiven auch Eingang in die neuen Bildungspläne gefunden hat.Im Zuge eines lebenslangen Lernens sind aber auch Fortbildungsangebote für Erwachsene im Bereich der Umweltbildung wichtige Maßnahmen zur Förderung einer nachhaltigen Entwicklung.
BNE Fortbildung für ErzieherInnenDas Umweltzentrum Tübingen e.V. und der Wissenschaftsladen Tübingen e.V. haben es sich zum Ziel gesetzt, bereits die Kleinsten für umweltrelevante Themen zu sensibilisieren und zu begeistern. In einem Gemeinschaftsprojekt wurde somit in den Jahren 2014-2016 ein BNE-Fortbildungskonzept für das pädagogische Fachpersonal in Kindergärten entwickelt. Ein Hauptgedanke war es, den Betreuer*innen Wege aufzuzeigen, wie die Grundsätze der BNE sinnvoll in die bisherige Bildungsarbeit integriert und eigenständig in der jeweiligen Institution umgesetzt werden können.Im Rahmen der Fortbildungsentwicklung und der praktischen Erprobung der Fortbildungsinhalte und -methoden wurden unter anderem Workshops in ausgewählten Kindertagesstätten durchgeführt und durch einen Lenkungskreis betreut – aber auch fachlich wurde das Projekt durch das Sozialpädagogische Institut der Universität Tübingen begleitet und eine Masterarbeit erstellt. Daraus mündete die Entwicklung des im Juli 2019 veröffentlichten Leitfadens "Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) in Kindertageseinrichtungen gestalten“ im Rahmen der Nachhaltigkeitsstragie Baden-Württemberg (weitere Informationen erhalten Sie hier auf der Internetseite des Landes). Der Leitfaden stellt einen konzeptionellen Rahmen vor, mit dessen Hilfe BNE-Maßnahmen in Alltag der Einrichtungen kontinuierlich integriert werden können. Abgerundet wird das Konzept durch die Formulierung von Impulsen und Fragestellungen für die Praxisumsetzung und Reflexion. Den Leitfaden erhalten Sie hier als PDF-Download.
StreuobstpädagogenSeit Januar 2016 bieten 12 Streuobstpädagoginnen und -pädagogen in 17 Grundschulen im Landkreis Tübingen Drittklässlern aus 31 Klassen Unterricht auf der Streuobstwiese an. Das sind ein Drittel der dritten Klassen im Landkreis mit insgesamt 635 Schülern.In den sechs Landkreisen im Vereinsgebiet des „Schwäbischen Streuobstparadieses e.V.“ (Böblingen, Zollernalb, Reutlingen, Tübingen, Esslingen und Göppingen) machen insgesamt knapp 200 Klassen mit.
Eines der Ziele des Vereins ist es, den Nachwuchs zu fördern und neue Ausbildungsangebote zu schaffen. So hat der Verein 2016 in Zusammenarbeit mit den sechs Landkreisen insgesamt 80 Streuobstpädagog*innen ausgebildet, davon 15 aus dem Landkreis Tübingen, indem das Bildungsprojekt durch das Förderprogramm PLENUM unterstützt wird.Die Dritten Klassen konnten bei der Anmeldung unter drei Varianten mit unterschiedlichem Stundenumfang wählen. So gehen die Kinder im „grünen Klassenzimmer“ mit dem Streuobstpädagogen bzw. der Streuobstpädagogin 5 bis 10mal im Jahresverlauf auf „ihre“ Streuobstwiese. Je nach Jahreszeit gibt es viel zu erleben: Fährtensuche im Schnee, einen Obstbaum pflanzen und schneiden, Kräuter sammeln und zubereiten, Insekten und Kleintiere beobachten, Heu machen sowie die Ernte und Verwertung des Obstes. Bei dieser Form des Unterrichts wird den Kindern auf anschauliche Weise Wissen zu Bewirtschaftung und Erhaltung des gefährdeten Lebensraums Streuobstwiese weitergegeben.Auch im Jahr 2017 wurde das Projekt erneut von PLENUM unterstützt.
ImkerprojektDie Burghofschule Ofterdingen engagiert sich auf vielfältige Weise im Bereich Bildung für nachhaltige Entwicklung (z.B. Teilnahme am Streuobstpädagog*innen-Programm). 2017 hat die Gemeinschaftsschule ein Schulimkerprojekt in Kooperation mit dem örtlichen Revierförster und Imker ins Leben gerufen. Neben der Einbindung in den Unterricht der Klassen 1-4, wurde eigens eine Bienen-AG gegründet. Durch das Projekt erfolgt eine umfangreiche Sensibilisierung der Kinder für ökologische Zusammenhänge, die Vermittlung von Grundwissen rund um das Thema Honig- und Wildbienen sowie Imkerei und die Bewusstseinsschaffung für den Wert regional erzeugter Produkte am Beispiel Honig. Im Rahmen des PLENUM-Projektantrages wurde eine Imker-Grundausstattung (Beute, Mittelwände, Deckel, Rähmchen, Smoker etc.) sowie Schutzkleidung für die Kinder (Schleier, Handschuhe) angeschafft.
„Natürlich Interkulturell“Das Projekt des Asylzentrums Tübingen e.V. „Natürlich Interkulturell“ (2013-2015) widmet sich der Pflege von teilweise vernachlässigten Streuobstwiesen im Landkreis Tübingen. Ein Qualifizierungsangebot im Bereich Naturschutz und Streuobstwiesenpflege soll Geflüchtete aktiv in die hiesige Kulturlandschaftsentwicklung miteinbeziehen. Viele Geflüchtete waren in ihrer Heimat in der Landwirtschaft tätig und möchten sich nun gerne auch hier in diesem Bereich einbringen. Nach Ende der Projektlaufzeit soll das Qualifizierungsprogramm durch freiwillig Engagierte und Mitarbeiter*innen des Asylzentrums fortgesetzt werden.Ziel des innovativen Inklusionsprojektes ist es, Streuobstbestände mit Pflegerückständen wieder einer Nutzung zuzuführen und diese zu erhalten. Menschen mit Fluchthintergrund wird eine Qualifikationsmöglichkeit im Bereich Naturschutz und Streuobstwiesenpflege geboten, indem sie bei Pflegemaßnahmen professionell angeleitet und somit in den Prozess der Kulturlandschaftsentwicklung einbezogen werden. Die Geflüchteten können die Region besser kennenlernen und somit gleichzeitig einen besseren Zugang zum ersten Arbeitsmarkt erlangen. Ihre Chance auf Teilhabe an der Gesellschaft kann sich auf diese Weise deutlich verbessern.
„Drunter & Drüber“ Die Grundschule im Kreuzerfeld Rottenburg widmete sich mit dem Projekt „Drunter und Drüber“ in den Jahren 2014-2016 verstärkt der Bildung für Nachhaltige Entwicklung mit dem Hauptaugenmerk auf dem Thema „Streuobstwiese“.Im Zuge einer ganzheitlichen Vermittlung erlebten und erforschten die zweiten, dritten und vierten Klassen der Grundschule die Streuobstwiese auf vielfältige und kreative Weise. Ermöglicht wurde dies auch durch vier externe Fachpartnerinnen, welche den Kindern neben fachlichen Informationen auch einen kreativen Zugang über Musik, Schauspiel und Kunst ermöglichten.Alle, Schüler, Lehrer, Eltern, lassen sich vom Lebensraum Streuobstwiese begeistern, wenn sie dessen Artenvielfalt erfahren. Damit wird die Bedeutung, die dieser Lebensraum, auch als Kulturlandschaft, für unsere Region hat, für alle deutlich. Auch für die Kinder mit Migrationshintergrund stellt die Begegnung mit dieser für sie unvertrauten Kulturlandschaft und den damit verbundenen Naturschutzthemen etwas Neues dar. Die Kinder werden auf der Streuobstwiese „heimisch“ und werden diese Landschaftsform sowohl als Nutzraum als auch als Naherholungsraum schätzen lernen.